Hallo alle zusammen,
die Exkursion, von der ich euch jetzt berichten werde, hätte eigentlich gemeinsam mit euch stattfinden sollen. Aufgrund der Corona-Maßnahmen empfanden wir es als zu risikobehaftet in einer großen Gruppe nach Belgern-Schildau zu reisen, weshalb ich im Alleingang für euch auf Schulexpedition gegangen bin :-P
Wenn ihr mehr über die Evangelische Oberschule Belgern- Schildau wissen wollt, dann könnt ihr gerne auf deren Webseite noch mehr Informationen und Eindrücke sammeln. Den Link dazu findet ihr unter dem Bild!
Außerdem gibt es auf dem Instagramkanal der ZAROF GmbH eine digitale Exkursion mit Videos vom Interview mit dem Schulleiter Herr Dr. Glaubitz.
Was wäre ein aufregender Tag wie dieser, ohne nicht voraussehbare Planungsänderungen? Die deutsche Bahn beglückte mich direkt am Morgen mit einer so enormen Verspätung meines Zuges, dass das Erreichen des Anschlussbus in die Oberschule Belgern-Schildau unmöglich wurde. Da ich mir diesen besonderen Tag trotz aller Steine im Weg nicht nehmen lassen wollte, nahm ich mir einen Mietwagen und fuhr raus aus meiner gewohnten Bubble und rein ins nordsächsische (Hinter-?)Land. An der Oberschule angekommen, fuhr mit mir zeitgleich der besagte, verpasste Anschlussbus auf den Parkplatz auf. Randnotiz: wenigstens der wäre pünktlich angekommen 😉
Nach der Begrüßung des Schulleiters wurde ich direkt im Unterricht zur Hospitation untergebracht: Physik und Englisch stehen an. Es ist für mich das erste Mal seit der Pandemie, dass ich ein Schulhaus betrete, und ich erwische mich beim Staunen über die ganzen maskentragenden Kinder, die so die nächsten acht Stunden im Schulhaus verbringen müssen- verrückte Zeiten.
Da ich eine Stunde nach Schulbeginn anreiste, verpasste ich die morgendliche Andacht. Die Oberschule Belgern-Schildau ist eine evangelische, kirchliche Bildungsstätte, die die Schüler_innen nicht zum Glauben bekehren möchte, sondern Zitat des Schulleiters: „es geht uns nicht ausschließlich um die Pflege von Traditionen, sondern um das Machen eines Angebots zur Lebensgestaltung, in Form des christlichen Glaubens und seiner Werte. Jeder Schüler lernt den Glauben und wichtige biblische Erzählungen kennen und entscheidet dann selbst, was er für sein späteres Leben davon mitnimmt.“
Zurück zum Unterricht: Die Klassen sind mit circa 15-20 Schüler_innen, einer interaktiven Tafel und einer familiären und humorvollen Arbeitsatmosphäre gefüllt. An den Wänden und den Fensterscheiben hängt liebevoll behangene Weihnachtsdeko, es sind die letzten Tage vor den Weihnachtsferien und in mir steigt das erste Mal ein wenig Feiertagsstimmung auf. Später erzählt mir der Schulleiter, dass die Eltern sehr eng eingebunden werden und sich um die schöne Dekoration gekümmert haben. Der Unterricht wird nicht wie gewohnt von der Schulklingel beendet, sondern ganz nach dem alt-bekannten Satz, dass „Die Lehrperson den Unterricht beendet“ höchstpersönlich.
Das Schulhaus wurde schon in der Vergangenheit als Schulgebäude genutzt, was auch an einer alten, hängenden Rekordtafel wiederzuerkennen ist. Die evangelische Oberschule Belgern-Schildau ist jedoch erst seit zwei ein halb Jahre jung und füllt seitdem das bis dato leerstehende Gebäude wieder mit jungem Leben.
Das Gebäude wird weiter ausgebaut, da der Ansturm an neuangemeldeten Schüler_innen anhält. Ursprünglich waren die Klassen einzügig geplant, jedoch ist nun eine drei zügige Klassenstufung etabliert. Es gibt außerdem einen Keller, in dem die Kinder die Möglichkeit haben an Werkbänken zu arbeiten und im WTH- Unterricht praktische Dinge fürs Leben lernen. In der Gartenanlage soll ein Schüler_innengarten und ein Backofen entstehen, damit man sich dort gemütlich für Schulfeste oder nach Wandertagen treffen kann.
Es gibt eine moderne Sporthalle die neben Graffiti, auch mit Martin Luther und angesagten Basketballkörben an den Wänden geschmückt ist. Hier werden auch die großen Andachten zu kirchlichen Feiertagen gehalten. Eine Außensportanlage mit zwei Toren und einer umrundeten 400m Laufbahn bietet den Schüler_innen auch in den Hofpausen den maximalen Outdoorspaß.
Wir kommen in einen Raum, in dem ein 3D-Drucker fleißig an einer Herzfigur arbeitet. Bis zu diesem Zeitpunkt in Belgern-Schildau habe ich 3D-Drucker selbst nur vom Hören-Sagen gekannt, nach meiner sichtlichen Begeisterung (wegen des Herzens & des Druckers) erzählt mir der Schulleiter, dass die Kinder auch selbst Gegenstände herstellen und ihre selbstgedruckten Stifthalter auch im Klassenraum stehen haben. Das sei die beliebteste AG, sagt er mir und ich verstehe den Andrang der Schüler_innen. Der 3D Drucker ist jedoch nicht das letzte Highlight was mich vom Hocker haut, denn jedes Kind hat für den digitalen Onlineunterricht ein eigenes iPad zur Verfügung gestellt bekommen, welches auch mit nach Hause genommen werden darf. Generation Online-Unterricht.
Im Gespräch mit dem Schulleiter erfahre ich, dass es bereits die erste Anmeldung für ein Referendariat an der Oberschule gibst. Es gab bereits Praktikanten und momentan ist sogar eine Sozialarbeiterin da. Auf die Frage, welche Aufgaben Praktikant_innen bekommen würden sagt er:
„Wir hatten zum Beispiel schon Schüler_innenpraktikant_innen, welche dann eher Bastelarbeiten ausführten oder den Lehrkräften bei der Vorbereitung des Unterrichtes unterstützen. Das ist zum einen entlastend für die Lehrkräfte und zum anderen von Vorteil für die Praktikanten da sie den Effekt des selbst angefertigten Materials im Unterricht selbst wahrnehmen können. Außerdem hatten wir schon eine Praktikantin von einer Sportoberschule, welche auch die Erwärmung im Sportunterricht übernehmen durfte. Referendarinnen hingegen würde man weitere Aufgabenfelder zuordnen wie auch die Vorbereitung einer Unterrichtsstunde. Und natürlich würde man diese Person auch viel enger begleiten und in den Schulalltag einführen.“
Ich bedanke mich bei Herr Dr. Glaubitz und wir reden noch ein wenig, während wir aus dem Schulhaus schlendern. Man spürt wie viel Herzblut jede_r einzelne in den Aufbau dieser Schule steckt und in mir wächst das Bedürfnis, später auch mal ein Teil einer solchen Gemeinschaft zu werden.